Die ersten Lebensjahre sind prägend für die Zukunft eines Kindes. Besonders wichtig in dieser Zeit: die motorische Entwicklung. Ausreichende Bewegung ist schon im frühkindlichen Alter wichtig. Andernfalls drohen u. a. Haltungs-, Koordinations- und Bewegungsauffälligkeiten oder Wahrnehmungsstörungen, die die Konzentrations- und Lernfähigkeit beeinflussen.

Mögliche Defizite in der motorischen Entwicklung frühzeitig zu diagnostizieren, ist für die beschwerdefreie Zukunft eines Kindes wichtig. Unser interdisziplinäres Kindertherapie-Team, das aus Physio-, Ergotherapeuten und Logopäden besteht, setzt dafür ein besonderes Testverfahren ein.

Wie dieses heißt und abläuft, welche Vorteile es bietet und vieles mehr erklärt uns im Interview Vanessa Thomas, Ergotherapeutin in der REHA VITA.

Welches Testverfahren wird in unserer Kindertherapie zur Ermittlung der motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen eingesetzt?

Um das motorische Niveau eines Kindes zu bestimmen, setzen wir in der Kindertherapie den Test „Movement-ABC-2“ ein. Anhand standardisierter, also festgelegter, Übungen beurteilen wir die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren. Gleichzeitig gibt der Movement-ABC-2 altersspezifische Normwerte vor, nach denen wir kategorisieren können, ob ein Kind motorische Auffälligkeiten besitzt oder nicht und wie stark diese ausgeprägt sind.

Wie läuft dieser ab?

Grundsätzlich werden mit Hilfe des Movement-ABC-2 drei Fähigkeitsbereiche überprüft: Handgeschicklichkeit (z.B. Schnur einfädeln), Ballfertigkeit (z.B. Ball fangen oder werfen) und Balance (z.B. auf einem Bein stehen). Diese Übungen umfassen sowohl die Fein-, als auch die Grobmotorik. Da der Motorik-Test eine Altersgruppierung von drei bis sechs, sieben bis elf und 12 bis 17 Jahre vorsieht, sind alle Übungen an das Alter des Kindes angepasst. In der Therapieeinheit selbst sind pro Fähigkeitsbereich zwei bis drei Übungen vorgesehen. Zuerst demonstriert der Therapeut den Ablauf, danach führt das Kind die Übung durch.

Wie würde eine Übung aussehen?

Nehmen wir an, bei unserem fiktiven Patienten Finn, 8 Jahre, besteht der Verdacht, dass er unter koordinativen Einschränkungen leidet. Folgend würden wir alle Übungen aus den Fähigkeitsbereichen Handgeschicklichkeit, Ballfertigkeit und Balance mit ihm durchführen. Im Ergebnis würde uns der Motorik-Test eine genaue Aufschlüsselung darüber geben, wie gut oder wie normabweichend Finns motorischen Leistungen für sein Alter sind. Darüber hinaus können wir Schlüsse über die weitere Therapie ableiten, z.B. die vermehrte Einbindung von Geschicklichkeits- oder Balanceübungen.

Welche Vorteile bietet der Movement-ABC-2?

Der Test bietet viele Vorteile. Einerseits können wir dank der standardisierten Übungen das motorische Niveau genau bestimmen und gleichzeitig eine bessere Nachvollziehbarkeit bei Eltern und Arzt gewährleisten. Andererseits können bei Abweichungen gezielt therapeutische Maßnahmen abgeleitet werden. Darüber hinaus deckt der Movement-ABC-2 die Fein- und Grobmotorik sowohl im Kinder-, als auch Jugendalter ab.

Ist eine Verordnung notwendig?

Ja, hierfür ist ein Rezept nötig. Im Bereich der Ergotherapie entweder für eine „motorisch-funktionelle“ – Behandlung oder „sensomotorisch-perzeptive“ – Behandlung. Für die Physiotherapie wäre es die Krankengymnastik nach Bobath. Am besten den Kinderarzt ansprechen, wenn Bedenken über die ausreichenden koordinativen Fähigkeiten beim eigenen Kind bestehen oder sogar motorische Auffälligkeiten bereits bekannt sind.